Seit Menschengedenken behalf sich der Mensch mit allerlei Hilfsmitteln, sowohl als Werkzeug, als auch um sich zu verteidigen. So wie es wahrscheinlich als erstes einfache Äste und Stöcker waren, die später durch daran befestigte Steine zu Speeren wurden, ist auch im Kung Fu der Stock die erste Waffe die die Schüler/-innen lernen.
Während in den westlichen Kulturen mit Einführung und Weiterentwicklung von Schusswaffen, angefangen bei einfachen Schleudern, Pfeil und Bogen, über selbstladende Armbrüste bis hin zu den modernen Feuerwaffen die Kunst im Umgang mit Hieb-, Schlag-, Stich- und Schneidwaffen immer mehr in Vergessenheit geriet, wurde im asiatischen und vorallem im chinesischen Raum die Handhabung einer Vielzahl unterschiedlichster Waffen und auch der waffenlose Kampf als Tradition und Kunst bewahrt.
Dabei diente das Training mit den Waffen nicht nur der Kampfvorbereitung, sondern durch die individuellen Besonderheiten und Herausforderungen in der Handhabung der unterschiedlichen Waffentypen der persönlichen Weiterentwicklung, Horizonterweiterung, Selbstwahrnehmung und Erkenntnis der eigenen Stärken und Schwächen der Praktizierenden. Jede Waffe dient lediglich der Verlängerung des eigenen Körpers. Und so wie das Laufen, Springen, Heben, Tragen, Treten und Schlagen erst gelernt werden muss, bedarf es auch viel Übung und Routine um eine Waffe natürlich und ohne zögerndes Nachdenken effektiv nutzen zu können.
Allgemein können die Waffen in nachfolgende Kategorien eingeteilt werden, die ganz eigene Anforderungen und Konzentration erfordern:
Stangenwaffen
Langstock
Speer/e
Hellebarde/n
Gehstock
Klingenwaffen
Säbel
Schwert
Dolch
Langschwert
Flexible Waffen
Zwei-/ Drei-Gliederstab
Meteorpfeil/ -Meteorhammer
Peitsche
Kette(-npeitsche)
Fächer
Wurf- und Schußwaffen
Wurf-Messer und -Sterne
Pfeil und Bogen/ Armbrust
Schleudern für Steine und Kugeln
Blasrohr
Doppelwaffen
Kurzstöcke
Tonfa
Sai (Dreizack-Gabeln)
Doppelendige Kurzspeere
Dolche / Balisong-Messer
Säbel
Tiger-Hakenschwerter
Äxte /Hammer
Kurzsichel (Kama)
Mandarin-Haken
Wind- & Feuerräder
Kettenpeitschen
Zwei-Gliederstöcke (Nunchakus)
Fächer
Auch zweihändige Kombinationen, wie beispielsweise Säbel mit Schild, Säbel mit Kette, Kurzstock und Dolch, aber auch Kombinationswaffen mit Stumpfen- und Klingenwaffen sind im Kung Fu-Training nicht unüblich.
Jede Waffe und ihre Eigenheiten an dieser Stelle zu erklären, würde den Rahmen überschreiten, wir beschränken uns daher auf die gängigsten Kung Fu-Waffen und die grundlegenden Techniken.
Langstock (Gun)
Als älteste Waffe ist der Umgang relativ einfach und nachvollziehbar. Daher wird der Stock im Kung Fu als erstes unterrichtet. Je nach Handhabung können Stöße und Schläge auf mittlerer und großer Reichweite angebracht werden. Durch kreisende und rotierende Techniken können Gegner auf Abstand gehalten werden und im Nahbereich eignet sich der Stock zum Schutz sowie um den Gegner aus dem Gleichgewicht und nach Möglichkeit zu Fall zu bringen. In China galt der Stab, da auch an den meisten landwirtschaftlichen Geräten verwendet, als gängige Waffe der Bauern und als Wanderstab der Mönche und Reisenden.
Säbel (Dan Dao)
Im Lo-Han wird der Säbel oder auch Breitschwert genannt als zweite Waffe unterrichtet. In China war es die Waffe der Soldaten. Der stumpfe Säbelrücken eignet sich gut um Block- und Kurzdistanzstöße mit der zweiten Hand zu unterstützen und um sich bei den eng am Körper und am Hals entlanggeführten Techniken nicht selbst zu verletzen. Die zumeist kreisenden Angriffe und Blöcke werden mit viel Krafteinsatz geführt, daher wird der Säbel hauptsächlich als Hieb- und Schnitt- und seltener als Stichwaffe verwendet.
Speer (Qiang)
Ebenfalls sehr alt und in China aufgrund der Kombination als leichte Hieb- und Stichwaffe wird der Speer als „König der Waffen“ bezeichnet. Neben dem Säbel war der Speer die gängige Waffe der Fußsoldaten auf dem Felde, da damit sowohl gegen Fuß- als auch gegen berittene Soldaten gekämpft werden konnte. Die angebrachte rote Quaste unterhalb der Spitze diente durch rotierende Bewegungen der Irritation der Gegner und sollte verhindern, dass durch Blut der Stab zu rutschig wurde. Vornehmlich ist der Speer eine Stichwaffe mit großer Reichweite, aber auch die für den Stock aufgeführten Techniken sind anwendbar. Im Lo-Han ist der Speer die dritte zu erlernende Waffe.
Kette (7- oder 9-Gliederpeitsche)
In Deutschland wird diese Waffe neben den Gliederstäben von den Ordnungs- und Polizeibehörden als Würgewaffe eingestuft und sind daher nicht in der Öffentlichkeit frei zu führen und außerhalb des Trainings- und Demonstrationszweckes unter Verschluss zu halten. Aufgrund der Flexibilität, Geschwindigkeit und einer gewissen unvorhersehbaren Bewegungstendenz ist der Umgang mit dieser Waffe auch aufgrund des schweren Metallendes auch für die Nutzenden nicht ungefährlich und bedarf intensiven Trainings und voller Konzentration. Im Lo-Han wird diese Waffe daher als fünfte Waffe und zum Erwerb des ersten Schwarzgurtes unterrichtet.
Die grundlegenden Techniken der Kurzstöcke werden einzeln oder paarweise im Rahmen der Selbstverteidigung und bei Partnerübungen trainiert. Die Tigerhakenschwerter werden im Lo-Han, Pinneberg als vierte Waffe unterrichtet. Die weiteren oben aufgeführten Waffen (hierbei insbesondere zu nennen: Hellebarde, Schwert, Schild, Wind- und Feuerräder, Meteorpfeil) werden im Rahmen besonderen Trainings, z.B. für Turniere und Showteam – Aufführungen oder nach bestandener Prüfung des ersten Schwarzgurt zur Spezialisierung der/ der Studierenden trainiert.